Montag, 18. August 2014

Österreichische Meisterschaften Bergmarathon Kainach


Wenn ich geahnt hätte, welch ein besonderer Tag der 10. August 2014 in meiner Läuferkarriere sein würde, hätte ich wahrscheinlich noch schlechter geschlafen. Aber ich hatte für das verhältnismäßig unstrukturierte Training eine sehr gute Form, was mir sehr viel Sicherheit gab, beim Kainacher Bergmarathon ein gutes Rennen zu laufen. Zudem verfolgte ich eine sehr vorsichtige Rennstrategie und erwarte mir deshalb auch nicht allzu viel.
Foto: Unger
Am Start stellte ich mich gleich mal in die zweite Reihe, um von Anfang an nicht zu schnell loszulaufen. Es klappte auch ziemlich gut und ich konnte die ersten beiden flachen Kilometer jeweils in ca. 4 Minuten laufen, so wie ich es mir vorgenommen hatte. Mein Puls war allerdings jetzt schon etwas höher als geplant, aber er war noch ok. Bergauf wurde er natürlich nicht niedriger. Deshalb hieß es nun volle Konzentration, um ihn auf dem akzeptablen Level zu halten. Ich ließ mich auch gleich mal von einigen Leuten überholen. Dabei musste ich mich aber schon sehr zusammenreißen, um nicht schneller zu werden.
Foto: Iris Lechner
Bei km 5 war ich irgendwo an 15.-20. Stelle. Doch nun wurde ich langsam warm und das kurze Flachstück zwischendurch ließ meinen Puls wieder etwas sinken. Ich merkte, dass ich gut drauf war und begann langsam einen nach dem anderen zu überholen. Ich musste aber immer noch aufpassen, nicht zu schnell zu werden. Denn das war vor einem Jahr bei den Meisterschaften auf der Veitsch der Punkt, an dem ich zu viel beschleunigte.

Ich konnte mich aber beherrschen, lief mein Tempo weiter und intensivierte langsam meine Aufholjagd. Bei Kilometer 14 war die erste Staffelübergabe. Auch ich war neben dem Bergmarathon in einer Staffel gemeldet und so übergab ich an Clemens, der etwa eine Stunde später an Iris übergab (Als Staffel schafften wir in der Mixed- Wertung den dritten Rang.). Ich war sehr gut drauf und wusste, dass ich bald alle Höhenmeter hinter mich gebracht haben würde. Am folgenden Anstieg wechselte ich kurz vom Laufen ins Gehen, weil ich es bei der Steilheit als sinnvoll erachtete und auch meine Konkurrenten gegangen sind.

Nach dem Anstieg wurde es erst mal flach und ich wusste, dass es jetzt für mich los geht. Im Hinterkopf hatte ich aber trotzdem noch, dass die Hälfte noch zu laufen war. Es ergab sich dennoch gut für mich, dass ich auf den schmalen Trails immer Leute vor mir hatte, die mich ein bisschen einbremsten. Wenn sich die Gelegenheit bot, überholte ich und konnte sie schnell hinter mir lassen. Langsam holte ich auch auf Andreas Rois auf und mir wurde bewusst, dass ich mich nun in den Medaillenrängen befand. Ich bewahrte Ruhe und auch ihn konnte ich hinter mir lassen.
Foto: Franz Unger
Bei Kilometer 27,2 passierte ich die zweite Staffelübergabestelle, wo Familie und Freunde waren, die mich kräftig anfeuerten. Ich musste wieder aufpassen, nicht zu schnell zu werden, denn schließlich waren noch über 15 Kilometer mit fiesen Gegenanstiegen zu bewältigen. Kurz nach der Übergabestelle überholte ich den Amerikaner Matias Saari, der nicht bei den Meisterschaften mitlief. Auch ihn hörte ich bald nicht mehr hinter mir. Dennoch spürte ich langsam, dass ich 30km in den Beinen hatte.
Foto: Erika Unger
Bei Kilometer 34 wusste ich plötzlich nicht mehr wo ich weiterlaufen sollte, denn auf einem kurzen Wiesenstück war ein paar Meter weit keine Markierung und es gab drei verschiedene Möglichkeiten, wo die Strecke weiter verlaufen könnte. Fast begann ich die Nerven zu verlieren. Wenn ich nun falsch abbiegen würde, konnte ich meine Medaille vergessen. Deshalb bewahrte ich Ruhe und suchte die Umgebung nach gelben Punkten und Bändern ab. Vorsichtig ging ich ein paar Meter nach links in die falsche Richtung und entdeckte keine Markierung. Da hörte ich jemanden rufen und ich wusste wieder, wo ich hin musste. In dem Moment sah ich dann auch die Markierung ein paar Meter weiter an einem Baum. Ich drehte mich kurz nach meinen Verfolgern um, konnte aber niemanden sehen. Es gab mir viel Sicherheit, dass ich trotz Stehpause nicht eingeholt wurde.
Foto: Stefan Mayer
Aus den Anfeuerungen der Zuschauer konnte ich erahnen, dass ich dem Führenden Robert Gruber immer näher kam. Er hatte sich ein paar Tage zuvor am Knöchel verletzt und konnte nicht seine volle Leistung bringen. Bergauf wurde ich immer wieder etwas ungeduldig, weshalb ich zu schnellerem Laufen tendierte, was mich im Gegensatz sehr anstrengte. Deshalb wollte ich bergauf am liebsten gehen. Das hätte mir aber viel Zeit gekostet und ich merkte, dass ich eh viel zu schnell für bergauf unterwegs war. Somit lief ich ein etwas langsameres Tempo und konnte es jedes Mal bis oben durchlaufen. Ich dachte gar nicht so sehr daran, den Führenden einzuholen, sondern lief ein Tempo, mit dem ich es sicher ins Ziel schaffen würde.

Ca. bei Kilometer 37 hatte ich erstmals Sichtkontakt zu Robert. Jetzt war ich mir sicher, dass ich ihn tatsächlich einholen könnte. Ich bleib aber ruhig und ließ mir Zeit, denn es war noch weit zu laufen. Einen Kilometer später musste er bei einem Bergaufstück gehen und ich konnte vorbeilaufen. Nun hieß es wieder Ruhe bewahren, denn mir war bewusst, dass ich an erster Stelle war. 5Km vorm Ziel wurde es nochmal haarig, denn ich hatte das Gefühl, dass ich möglicherweise einen Krampf in den Waden bekommen könnte. Zum Glück war ab hier bald nur mehr bergab auf Asphalt zu laufen, was ein wadenschonendes Hinabrollen ermöglichte. Auf der Friedhofsschleife überholte ich noch die zweite Männerstaffel, was mir zusätzliche Motivation und ein gutes Gefühl für den letzten Kilometer gab. Auf diesem lief ich noch ein flottes aber gemäßigtes Tempo, denn den Sieg hatte ich in der Tasche. Durch den Ort hieß es dann nur mehr genießen und beim Zieleinlauf einen Freudenschrei loslassen.
Foto: Unger
Ich hatte es tatsächlich geschafft: Meinen ersten Österreichischen Meistertitel. Damit hatte ich erst in ein paar Jahren gerechnet. Aber in diesem Jahr war es einfach mein Tag. Ich hatte eine gute Form und im Rennen einfach alles richtig gemacht. Nächstes Jahr werde ich versuchen meinen Titel zu verteidigen. Bis dahin werde ich weiter trainieren, denn ich weiß dass ich noch viel besser werden kann. Vorläufig bin ich aber zufrieden und freue mich, dass ich mein Ziel für diese Saison deutlich übertroffen habe. Danke an alle für die lieben Glückwünsche. Außerdem noch mal Danke an alle, die mich immer so gut unterstützen.
Foto: Unger
Obwohl ich mich jetzt zurück lehnen und über gut verlaufene Saison freuen könnte, werde ich wieder weiter trainieren und noch ein paar Rennen bestreiten, weil es mir einfach Spaß macht. Das nächste wird die LAHÜ-Almtrophy über 33km und 1585 Höhenmeter sein.
Am Abend vorm Rennen gab es Kartoffeln mit Erbsenpüree und Räuchertofu. War ein bisschen skeptisch, weil die Erbsen und der Tofu doch eher viel Protein enthalten und ich vor Rennen den Fokus auf Kohlenhydrate lege, aber es scheint nicht geschadet zu haben ;-) Und es war vor allem köstlich :-) (Foto & Köchin: Iris Lechner)

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